Was für ein wundervoller Tag. Ich habe toll geschlafen, bin super entspannt und fühle mich fabelhaft.
Ich lasse bewusst das Makeup weg, weil ich es auch mal schön finde, die Haut “atmen” zu lassen. Die Luft und die Sonne berühren meine Poren und ich bin eins mit der Natur ohne irgendwelche Schichten dazwischen.
Kaum gehe ich vor die Tür, sagt jemand zu mir:
“Bist du krank?”
“Nee, wieso?”
“Du siehst ja gaaaar nicht gut aus….”
Ich antworte jedes Mal stets freundlich: “Ach, nein, das ist nur mein Gesicht.”
Betretenes Schweigen.
Nachdem sich dieser Dialog ein paar Mal wiederholt hat, werde ich langsam misstrauisch.
Hektisch checke ich schnell den Taschenspiegel:
Ok, Augenringe. Pickelmale überall und dunkle Stellen um den Mund herum. Spärliche Augenbrauen und meine Knubbelnase.
Aber… Das ist doch mein Gesicht?! Das soll krank aussehen?
Schnell wieder ins Haus, verbarrikadieren und die Rollläden zuziehen. Ich schaue durch einen Schlitz, ob alle weg sind.
Was für ein mieser Tag, komisch, eben war er noch schön.
Da schwarnt es mir: Nicht mein Gesicht ist das Problem und auch nicht meine besorgten Mitmenschen, sondern unser Weltbild!
Wir werden jeden Tag mit unrealistischen Schönheitsidealen á la Instagram konfrontiert, dem die wenigsten Menschen gerecht werden können: Perfekte Körper mit Wespentaille, kleine Stupsnasen und Wimpern mit Schmetterlingsflügel-Aufschlag. Dazu noch immer schön lächeln, aber dabei ja nicht arrogant rüberkommen. Das sind sehr viele Dinge auf einmal, die zu befolgen sind, nahezu ist dies ein Fulltimejob. Automatisch verlangt jeder von einem, dass man wie aus dem Ei gepellt aussieht. Ist dies nicht der Fall, kann man nur krank sein oder gilt als ungepflegt.
Vielleicht will man aber als Frau nicht mit aller Gewalt in dieses Muster gezwungen werden und nicht 24/7 wie eine Puppe aussehen. Leider ist dies die Schattenseite der Beauty-Industrie, die aber einen so enormen Druck insbesondere auf Frauen aufbaut unter dem Slogan: “Du bist von Natur aus nicht gut genug, du solltest einfach alles an dir ändern.” Ich finde es erschreckend, dass die Mode und die Industrie mit ihrer Werbung auf dem Prinzip basiert, dass Menschen in den Spiegel schauen und sich selbst nicht ertragen können (sollen).
Ich liebe mein Geschäft, die Materie mit all den Farben, Texturen, Cremes und Farbtuben, etc., habe jedoch immer versucht, den Bezug zur Realität nicht zu verlieren.
Man sollte sich doch auch ohne Makeup wohlfühlen, denn am Ende des Tages sind alles nur Farben.
Love yourself!
Kim
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